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Unterwegs auf Wasser, Schiene und Rennstrecke – die trinationale Hausbootfahrt 2024

Es ist nichts Neues mehr, aber immer wieder etwas Neues dabei: die trinationale Hausbootfahrt mit Jugendlichen aus dem Elsass, der Schweiz und Deutschland. Auch in diesem Jahr startete die fast 30 Personen umfassende Gruppe am frühen Donnerstagmorgen – dem verlängerten Wochenende zu Christi Himmelfahrt – in Richtung Frankreich, wo bereits drei große Hausboote auf deren Bezug warteten. Es sollten vier aufregende Tage folgen.

Gruppenfoto auf dem Platz "Stanislas" – kurz bevor es sportlich ambitioniert zur Kartbahn ging.

In diesem Jahr verlief der Start dabei etwas ruhiger, da wir zunächst nicht, wie bisher üblich, gleich nach der Ankunft mit den Booten ablegten, sondern den ersten Abend im Hafen verbrachten. Sanitäre Anlagen, genug Platz und die Möglichkeit eines Konzertes waren genügend Argumente, um es gemütlich angehen zu lassen. Eine kleine Probefahrt zu den 20 Fahrtminuten entfernten Tunnels ließen wir uns dennoch nicht nehmen, auch um die Erstteilnehmer an das Gefühl der „hohen See“ zu gewöhnen.

So wurden die Boote eingeräumt, Zimmer eingeteilt, Betten bezogen und Essen gekocht. Das pünktlich zum Start der Hausbootfahrt sommerliche Wetter sorgte für viel Freude, aber auch den ein oder anderen Sonnenbrand. Nach wochenlangem Regen wurde dies aber gerne hingenommen.

Der erste Abend bot dann gleich etwas ganz Neues: ein Live-Konzert des Hobbymusikers Alois Volk, welcher als Gast bei der diesjährigen Hausbootfahrt dabei war und uns immer wieder sein musikalisches Talent am Keyboard, der Trompete und mit seinem Gesang zeigte. So gesellten sich auch andere, im Hafen übernachtendende Urlauber dazu und lauschten der vielfältigen Musikmischung bestehend aus deutschen und französischen Klassikern, aber auch internationalen Hits wie „Hallelujah“.

Am frühen Freitagmorgen dauerte es nicht lange bis zur Aufbruchsstimmung, um 9 Uhr starteten wir unsere bestens bekannte Route von Niderviller nach Lutzelbourg. Wir durchkreuzten beide Tunnels und landeten kurz darauf am gut besuchten Schiffshebewerk Arzviller. Hier nutzten wir die Mittagsstunden für eine kleine Stärkung und besuchten bei der Gelegenheit die dort ansässige Glasbläserei „Lehrer“. Kurz darauf ging es in den finalen Abschnitt unserer Tagesroute, und nachdem wir vier Schleusen problemlos passiert und einen Anlegeplatz im Hafen gefunden hatten, in den ersten, wortwörtlichen Höhepunkt.

Statt dem üblichen Abendessen am Hafen packte uns das Höhenfieber und wir wanderten hinauf zur Burgruine Lutzelbourg, welche dem Dorf seinen Namen verleiht. Zwischen den Ruinen der einst stolzen Burg lässt es sich wunderbar mit einem Lagerfeuer, Stockbrot, Würstchen und Marshmallows aushalten, was wir natürlich zu nutzen wussten. Nachdem wir (mehr oder weniger schnell) den steilen Aufstieg gemeistert hatten, verbrachten wir einen entspannten Abend am Lagerfeuer im saftig grünen Gras, genossen das Essen und die tolle Aussicht auf den Kanal und die Häuser. Auch der Rückweg war bestens organisiert, denn, wie in so manchen Vorjahren, hatten wir genügend Fackeln für jede Person dabei und erleuchteten den Wald in warmen, vom Feuer geprägten Farben.

Am Samstag verlagerten wir unseren Transport vom Boot auf die Schiene bzw. die Straße, denn dieser Tag war für eine besondere Reise in das etwas weiter entfernt gelegene Nancy bestimmt. Nach der rund einstündigen Fahrt kamen einige von uns am Bahnhof, und die anderen mit drei Autos in Nancy an und wanderten zum Platz „Stanislas“, einem der schönsten und eindrucksvollsten Plätze Frankreichs. Von hier ging es weiter zu einer großen Kartbahn, welche wir für alle Teilnehmer reserviert hatten. Damit auch ja jede und jeder ins Ziel kam, gab es vor dem Rennen eine Stärkung in einem Fastfoodrestaurant, welche nach der langen Reise dankbar von allen Teilnehmern angenommen wurde.

Und schon ging es los: Der Benzingeruch lag in der Luft, es war warm und roch nach Gummi, die Atmosphäre wurde sportlich und kompetitiv. Wir wurden in drei Gruppen eingeteilt und machten uns sogleich an die Jagd nach der Bestzeit. Die ersten zehn Minuten dienten als Qualifying, also der Entscheidung wer von welchem Startplatz und in welcher Gruppe ins eigentliche Rennen starten durfte. Die Reifen wurden heißer und heißer, die Runden wurden schneller und die Überholmanöver ambitionierter. Eher ruhige Teilnehmer ließen auf einmal alles raus und überraschten mit der ein oder anderen schnellen Runde, was anschließend von allen Zuschauern gewürdigt wurde. Nachdem alle drei Gruppen ihr Qualifying absolviert hatten, stand fest, wer in welcher Gruppe das Rennen fuhr (langsam, mittel und schnell). Und auch im finalen Rennen wurde nichts dem Zufall überlassen. Erbitterte Zweikämpfe, Drifts, Berührungen und der ein oder andere Dreher sorgten für Action und Spaß bei Fahrern und Zuschauern gleichermaßen. Die Sieger einer jeden Gruppe wurden gebührend mit Applaus, Achtung und – viel wichtiger – Medaillen geehrt.

Nach diesem sportlichen Höhepunkt (und dem ersten Besuch einer Kartbahn in der Geschichte der Hausbootfahrten) machten wir uns erschöpft, aber glücklich auf den langen Heimweg und kamen am späten Abend wieder in Lutzelbourg an.

Weniger rasant, aber ebenso spannend ging es am Sonntagmorgen zurück nach Niderviller, durch vier Schleusen, durch das Schiffshebewerk und durch die beiden Tunnels. Unterwegs nutzten wir ein letztes Mal die Chance für ein Live-Konzert mit Alois, dieses Mal aber in größerer Gesellschaft vor dem Restaurant der Glasbläserei „Lehrer“, mit einigen Gästen, welche überrascht und hocherfreut in den Genuss eines individuellen Gratis-Konzertes kamen.

Der letzte Höhepunkt vor der Heimfahrt war eine Wasserschlacht bei 35° in praller Sonne (irgendwie muss man ja einen kühlen Kopf bewahren) kurz vor dem Mittagessen. Am frühen Abend kamen wir dann, wenn auch, wegen einer langen Wartezeit vor den Tunnels, etwas später als geplant, im sicheren Hafen von Niderviller an, wo bereits einige Eltern auf die elsässischen Teilnehmer warteten und wir uns eilig an das Ausräumen der Boote machten. Und so fand auch diese Hausbootfahrt ein viel zu schnelles Ende, wie alle Teilnehmer zustimmend rückmeldeten. Ein Grund mehr, die Erinnerungen und Erlebnisse im Gedächtnis zu behalten, denn so viel geboten bekommt man selten, erst recht nicht umsonst.

Finanziert wird die trinationale Unternehmung zu etwa gleichen Teilen mit Einnahmen aus dem Festbetrieb beim Dreiländerlauf auf dem Basler Marktplatz am 26. Mai 2024 sowie einem Zuschuss aus dem Jugendfonds der Deutsch-Französisch-Schweizerischen Oberrheinkonferenz.

Die nächste Unternehmung mit Jugendlichen aus den drei Nachbarländern wird Ende Juli / Anfang August ein Sommercamp auf einem Bauernhof sein. Dieses findet traditionell in Huttwil im Emmental statt. Wir werden berichten.